Die europäischen IS-Kämpfer

Fast ein Jahr ist es her, dass der Islamische Staat in Teilen des Iraks und Syriens einen Gottesstaat ausgerufen hat. Die Terror-Organisation zieht seitdem viele in ihren Bann. Auch aus Europa sind mehrere Tausend Menschen in den Nahen Osten aufgebrochen, um dort zu kämpfen.  Holger Winkelmann hat mit einem Politikexperten darüber gesprochen, was die Kämpfer antreibt und wie die EU mit dem Problem umgehen sollte:

 Nahaufnahme des Sternenkreises auf einer EU-Flagge.

 

Zwischen fünf und sechs Tausend Europäer haben sich bisher dem IS angeschlossen, so die Schätzungen. Die meisten von ihnen kommen aus Frankreich, Deutschland und Großbritannien, so der Friedensforscher Jochen Hippler von der Universität Duisburg.

Allerdings sind das natürlich auch Länder, die besonders bevölkerungsreich sind. Insofern ist das nicht sehr überraschend. Wir haben aber auch andere Länder, Belgien zum Beispiel ist halt bezogen auf die Bevölkerungsgröße besonders stark auch mit Dschihadisten dort vertreten.

In ganz Europa lasse sich beobachten, dass die IS-Kämpfer vor allem aus großen Städten kommen und dass sie vorwiegend männlich seien. Doch was weiß man noch über die europäischen Dschihadisten? Wer sind sie?

 Jüngere, sagen wir mal 25, 30, manchmal jünger. Es gibt auch welche die sind 60, aber die sind sehr selten, und die eher Loser sind in ihren Heimatländern. Also kleinkriminelle Karrieren sind überrepräsentiert. Leute, die nicht wirklich integriert sind, die den Kontakt zu ihren Familien oder Heimatländern nicht mehr haben, die aber auch hier in Europa nicht angekommen sind.

Die EU hat nun angekündigt, verstärkt auf Prävention zu setzen, um junge Europäer davon abzuhalten, sich zu radikalisieren und die Reise in den Nahen Osten anzutreten. Prävention findet auch Hippler sinnvoll. Er betont allerdings, dass es dabei um soziale und wirtschaftliche Faktoren geht, also darum verkrachten Existenzen eine Perspektive zu geben und er warnt vor Präventionsansätzen, die zu kurz greifen.

Wo man einfach jungen Leuten mit Migrationshintergrund, mit muslimischem Hintergrund irgendwie ideologisch erklären will, dass der Islam eigentlich eine friedliche Religion ist. Und das interessiert die Kids nicht. Das sind einfach Leute, da geht‘s um Selbstbestätigung, da geht’s um Lebenssinn, da geht’s um Männlichkeit erwerben, Identität stärken. Und der Islam ist da eigentlich von nachgeordneter Bedeutung.

Das Problem europäischer Dschihadisten scheint also eher ein Hausgemachtes zu sein. Wenn es gelingt den jungen Menschen, die sich abgehängt fühlen, eine Perspektive zu geben, könnte der Zufluss europäischer Kämpfer zum IS abnehmen.

Tausende Europäer haben sich mittlerweile dem Islamischen Staat angeschlossen. Um das Problem zu bekämpfen, setzt die EU nun vor allem auf Prävention.