Antiziganismus ist die häufigste Form von Diskriminierung in Deutschland

Antiziganismus klingt als Wort schon nicht schön und ist es auch in der Bedeutung nicht. Doch Antiziganismus ist die häufigste Form von Diskriminierung in Deutschland und auch EU-weit. Eine Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat bereits 2014 gezeigt, dass keiner Minderheit mit so großer Ablehnung begegnet wird wie Sinti und Roma. Und auch der aktuelle Bericht der Antidiskriminierungsstelle zeigt in einem Extra-Kapitel:

Mehrere EU-Flaggen wehen an Fahnenmästen, im Hintergund ein Gebäude der EU-Kommission in Brüssel.

„Roma sind eine der am stärksten benachteiligten Gruppen in unserer Gesellschaft.“

Violeta Barlog arbeitet für Amaro Foro in Berlin. Der Jugendverband für Roma und Nicht-Roma setzt sich für Bildung, Chancengerechtigkeit und Teilhabe ein. Denn, so sagt Violeta Balog. Roma erleben Rassismus und Diskriminierung ständig und überall. In der Schule, bei der Wohnungssuche, in der Freizeit oder bei Behördengängen. Und sich dagegen zu wehren, ist nicht selbstverständlich.

„Sich gegen Diskriminierung zu wehren ist ein Privileg, das nicht alle Menschen haben. Gerad Menschen, die von starker und umfassender Diskriminierung betroffen sind, brauchen dabei Unterstützung. Deshalb brauchen wir Meldestellen bei den Selbstorganisationen. Wir brauchen Meldestellen, die auf der Seite der Communities der Betroffenen steht, und denen die Menschen auch vertrauen.“

In Europa sind die Roma die größte ethnische Minderheit. Von den schätzungsweise 10 bis 12 Millionen Roma, die in Europa leben, sind etwa 6 Millionen Unionsbürger bzw. sie wohnen in der EU. Die Mitgliedstaaten haben sich dazu verpflichtet, die Gleichstellung, Eingliederung und Teilhabe der Roma in der EU zu fördern. Der Direktor der Europäischen Grundrechte –Agentur -FRA ist auch durchaus zuversichtlich, dass die EU etwas bewirken kann. Das offizielle Bemühen, die Roma zu respektierten Mitgliedern unserer Gesellschaften zu machen, ist ganz gewiss da, sagt Michael O’Flaherty.

„Es ist langsam, es ist harte Arbeit. Aber zum Beispiel in manchen Schulen sehen wir schon Verbesserungen, wegen des Engagements der EU. An einigen Orten leben die Roma in ihren Gesellschaften schon mehr respektiert. Ich möchte diese Erfolge aber nicht überbewerten. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um die formellen Menschenrechts- und Grundrechtsverpflichtungen zu erfüllen, zu denen sich die EU bereits vor vielen Jahren verpflichtet hat.“