Es ist eine alte Weisheit im Politik- und Propagandageschäft, dass unvorteilhafte Bilder der Gegner gut sind, um sie ins schlechte Licht zu rücken. Auch in Ungarn scheint man sich mit Foto-Propaganda auszukennen. Dort läuft zur Zeit eine Plakatkampagne gegen die EU-Kommission und ihren Chef Jean-Claude Juncker. Mit auf dem Plakat zu sehen ist der ungarisch-amerikanische Milliardär Soros. Beide in wenig schmeichelhafter Pose, und in beiden hat Ungarns Regierungschefs Viktor Orban scheint’s seine Lieblingsgegner gefunden. Doch Jean-Claude Juncker zeigt Zähne, nicht nur auf den Plakaten. Claudia Knoppke fasst zusammen.
Auf den Plakaten ist u.a. zu lesen, dass Brüssel wieder feste Umsiedlungsquoten einführen, und die Mitgliedsländer im Grenzschutz schwächen wolle. Von Seiten der EU-Kommission hieß es dazu, es ist schockierend zu sehen, dass so eine lächerliche Verschwörungstheorie so ein Ausmaß angenommen hat.
“It is shocking that such a ludicrous conspiracy theory has reached the main stream to the extend it has.”
Jean-Claude Juncker selber hat die Nase voll von Viktor Orban und seinen ewigen Querschlägen gegen die EU. Bei einer Diskussionsrunde in Stuttgart hat er das in der letzten Woche auch deutlich gemacht. Er war von fatalistisch…
„Gegen Lügen kann man eigentlich nicht vorgehen.“
…bis ziemlich angenervt.“
Denn gegen das Enfant terrible in der eigenen europäischen Parteienfamilie könne man schon was tun.
„Ich habe den Austritt von Fidezs, das ist Partei von Viktor Orban, beantragt. Und ich hatte damit auch kein Problem, weil ich finde, dass die Konservativen in Ungarn die christdemokratischen Werte in keinerlei Weise vertreten“.
Bislang haben andere EVP-Vertreter noch Beißhemmung. Auch der Fraktionschef und Spitzenkandidat zu Europawahl, Manfred Weber. Die Konkurrenz warnt derweil vor „Ansteckungsgefahr“ mit einem rechten Virus, oder davor, die EVP zu wählen, weil die ein anti-europäisches faules Ei im Nest haben.