Britischer EU-Botschafter tritt zurück

Der Britische Botschafter in Brüssel, Sir Ivan Rogers, ist überraschend zurückgetreten. Das klingt jetzt erstmal nicht so spannend. Doch vor dem Hintergrund, dass ab März die Brexit-Verhandlungen beginnen sollen, sollte man vielleicht doch noch mal kurz darüber nachdenken. Und dass da mehr im Busch ist, als man auf den ersten Blick vermuten könnte, zeigen auch die Reaktionen.

British flag and European flag© European Communities , 1997 / Source: EC - Audiovisual Service / Photo: Nathalie Malivoir

Ganz grundsätzlich dürfte schon mal klar sein: Der Brexit wird ein harter Ritt. Noch nie ist der mittlerweile so oft zitierte Artikel 50 – also der EU-Ausstiegs-Artikel – aktiviert worden. Vieles gilt es zu verhandeln, und umso mehr Ahnung sollten die haben, die an den Verhandlungen teilnehmen. Wohl auch deshalb hat die „Financial Times“ den Rücktritt als „unglücklich“ für die Regierung von Theresa May bezeichnet: „Mit dem Rücktritt von Sir Ivan Rogers verliert Großbritannien einen seiner erfahrensten Vertreter in Brüssel.“

Diesen Ansprechpartner zu verlieren, ist auch für die EU-Kommission eher unschön, sagte Sprecherin Natasha Bertaud heute: „Wir bedauern den Verlust eines sehr professionellen, sehr kundigen und nicht immer einfachen Gesprächspartners und Diplomaten, der immer sehr loyal die Interessen seiner Regierung vertreten hat.“ Ganz schwarze Schwarzseher wie ein Autor des britischen „Guardian“ befürchten sogar, dass der Verlust von Sir Ivan Rogers zu einem ganz harten Brexit – also Zerwürfnis zwischen EU und Großbritannien führen könnte. Da wundert es nicht, dass der frühere Brexit-Zeremonienmeister Nigel Farage frohlockt und meint, sehr, sehr viel mehr Diplomaten sollten zurücktreten, denn die Welt hätte sich verändert. Und Theresa May sollte sich einen echten Brexit-Befürworter als neuen Vertreter in Brüssel suchen. Sir Ivan Rogers selbst hat seinen Rücktritt damit begründet, dass er es besser fände, wenn die gesamten Brexit-Verhandlungen von den gleichen Personen geführt würden. Seine Amtszeit würde aber schon im Oktober enden. In einer Mail an seine Mitarbeiter heißt es aber auch: „Ich hoffe, dass ihr euch in diesen schwierigen Momenten gegenseitig unterstützt, wenn ihr Botschaften überbringen müsst, die denjenigen, die sie hören müssen, unliebsam sind.“

Mit dem Rücktritt des britischen Chefdiplomaten in Brüssel verlässt kurz vor den Brexit-Verhandlungen einer der besten EU-Kenner das Team.