Millitärische Zusammenarbeit in Litauen

Das Militärbündnis NATO ist in der Krise. Frankreichs Präsident Emanuel Macron hatte Ende des vergangenen Jahres behauptet: Die Streitkräfte-Allianz habe längst den „Hirntod“ erlitten. Absprachen würden nicht funktionieren, die USA und ihre europäischen Partner hätten sich entzweit. Ist es also höchste Zeit, eine Europa-Armee zu bilden? Immerhin arbeiten die Armeen der EU bereits zusammen – zum Beispiel in Litauen. Euranet Plus-Reporter Tom Sundermann hat die Soldaten dort besucht.

Tom Sundermann

Eine Dorfstraße, kleine Häuser aus Holz und nach ein paar Kurven fast versteckt hinter einem Waldstück, eine Schranke. Die Einfahrt zum Truppenübungsplatz von Pabradė, nahe der litauischen Hauptstadt Vilnius. Was anderswo in Parlamenten besprochen wird, ist hier ein Stück weit Realität. Die europäische Armee im Rahmen des NATO-Programms „Enhanced Forward Presence“. An der Schranke stehen litauische Soldaten, auf dem Übungsplatz trainieren Streitkräfte aus sechs weiteren europäischen Ländern unter Führung der deutschen Bundeswehr. Gemeinsam gegen eine mögliche Invasion Russlands. Das funktioniert, sagt Panzerkommandant David:

„Viele Nationen können miteinander arbeiten. Das mit den Deutschen, den Norwegern und den Holländern klappt an sich schon sehr gut. Die Belgier – das klappt auch. Man muss sich dann nur einigen, welche Sprache man spricht, wie man gewisse Abläufe macht und sich aufeinander einspielt. Und da ist es viel von Nöten, dass man miteinander arbeitet.“

Auf dem Platz übernimmt jeder die Aufgaben, die er gerade am besten erledigen kann. Zum Beispiel, wenn die Niederländer für die Deutschen das Gepäck bewegen, weil deren Transporter gerade anderswo gebraucht werden. Offizier Mark bemerkt, wie dabei die Unterschiede zwischen den Nationen verblassen:

„Wir können ja kaum noch alleine agieren und man sieht ja selber, wir sind teilweise auf andere Nationen angewiesen und die genauso auf uns und das ist, ja, eine europäische Arbeit, die wir hier gemeinsam machen. Das sind nicht nur die Deutschen – ohne die anderen Nationen würde es gar nicht funktionieren.“

Im kleinen Pabradė scheinbar ganz selbstverständlich, im großen Maßstab natürlich viel schwerer. Die gemeinsame europäische Verteidigung ist bislang ein Flickenteppich aus etlichen kleinen Militärbündnissen. Das Beispiel Litauen zeigt aber, zumindest die Soldaten tun sich leicht, mit dem großen Projekt Europa-Armee.