„Lesen gegen Überwachung“ am Safer Internet Day

Man kann ja bei einigen Dingen so oft warnen wie man will, es ändert sich trotzdem nichts. Beim Thema Internetsicherheit ist das auch so. Vorsicht bei Facebook Posts, App Downloads und zu viel Datenbekanntgabe im Netz! Der „Safer Internet Day“ – initiiert von der EU-Kommission, macht unter anderem darauf heute aufmerksam – und das auf die verschiedensten Arten. Eine eher ungewöhnliche Aktion ist das „Lesen gegen Überwachung“.

Nahaufnahme eines vollen, weißen Bücherregals.

„Der Televisor war gleichzeitig Empfangs- und Sendegerät. Jedes von Winston verursachte Geräusch, das über ein ganz leises Flüstern hinausging, wurde von ihm registriert. Außerdem konnte Winston, solange er in dem von der Metallplatte beherrschten Sichtfeld blieb, nicht nur gehört, sondern auch gesehen werden. Es bestand natürlich keine Möglichkeit festzustellen, ob man in einem gegebenen Augenblick gerade überwacht wurde.“ Diese Passage aus George Orwells Klassiker „1984“ ist ein Text, der heute bei der bundesweiten Aktion „Lesen gegen Überwachung“ gelesen wird. Organisiert wird der Tag unter anderem von Christian Engelking. Und ihm geht es dabei nicht um den persönlichen Umgang mit Facebook oder WhatsApp: „Diese Dienste kann man sicherlich kritisieren, aber es sind zumindest eigenverantwortliche Vorgänge. Das, was wir im Besonderen kritisieren sind Überwchungsmaßnahmen von Geheimdiensten. Im Zuge der NSA-Affäre ist da ja einiges herausgekommen. Aber auch der Bundesnachrichtendienst steht da sehr deutlich in der Kritik.“

Christian Engelking glaubt, mit dieser Aktion das Bewusstsein der Zuhörer beim Thema Datenüberwachung zu schärfen: „Sich damit auseinanderzusetzen, für sich selbst herauszufinden, wieviel anlasslose Massenüberwachung man in einer freiheitlichen Gesellschaft für richtig hält.“ Es ist der Versuch, einmal etwas anders an das Thema heranzugehen. Wie bei diesem Text von Ilija Trojanow & Julie Zeh: „Wie jeden Morgen rufen Sie Ihre privaten E-Mails ab. Die sind schon überprüft worden – nicht nur von Ihrem Virenscanner. Sie haben noch ein paar Minuten Zeit, bevor Sie zur Arbeit müssen, also rufen Sie die eine oder andere Webseite auf – die Kripo weiß, welche, wenn sie möchte, und kann das auch in sechs Monaten noch überprüfen.“

Die Lesungen der Aktion „Lesen gegen Überwachung“ finden unter anderem in Berlin, Köln, Leipzig und Bielefeld statt. Mehr Infos dazu und alle Veranstaltungsorte gibt es hier im Netz.