Leckerli statt Tritte

Ich frag mal kurz die Haustierbesitzer unter uns. Was funktioniert besser, wenn es um die Erziehung geht, Leckerli oder ein Tritt in den Hintern?! Die Experten unter uns wissen: LECKERLI! Viel besser! Wahrscheinlich ist auch EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos Besitzer eines Haustieres. Denn nach der erneuten Irrfahrt der Flüchtlings-Rettungsschiffe im Mittelmeer hat er auf verbale Leckerlies gesetzt.

© European Union , 2016 / Source: EC - Audiovisual Service / Photo: Georges Boulougouris

Dimitris Avramopoulos

Die EU-Kommission hat sozusagen die willigen Mitgliedstaaten des Monats geehrt:

„Germany, France, Portugal, Malta, Luxemburg, the Netherlands, Italy, Romania and Ireland.”

Sie haben das Klassenziel im Fach Solidarität bei der Flüchtlingsaufnahme erreicht. Die Sitzenbleiber-Kandidaten hat EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos aber nicht in die Ecke gestellt, sondern einmal mehr mit strenger Miene wissen lassen.

„Lassen sie uns offen sein, die vergangenen Wochen waren nicht die besten Stunden Europas.“

Denn wieder mussten Schiffe deutscher Hilfsorganisationen mit Geretteten an Bord auf dem Mittelmeer ausharren, weil sie nicht anlanden durften. Fast drei Wochen lang, bis sich dann Malta gestern bereit erklärt hat, die Flüchtlinge aufzunehmen.

„Lassen sie mich Malta loben. Unser kleinster Mitgliedsstaat zeigt größte Solidarität. Ich möchte Premierminister Muscat meinen persönlichen Dank aussprechen, dafür dass die beiden Schiffe anlanden durften. Diese Migranten kommen zu den 249 geretteten Personen dazu, die Malta bereits in der vergangen Woche willkommen geheißen hat.“

Ja, richtig Malta und Italien haben sich zuerst geweigert. Denn auch von dort heißt es immer wieder: alle sollten Flüchtlinge aufnehmen. Und auch dieses Mal haben wir sehr viel telefoniert, um die Willigen in der EU zu finden, sagte Kommissar Avramopoulos.

„Believe me, it was not easy.”

Und vielleicht sollten jetzt alle Mitgliedstaaten so 100 x in ihr Aufgabenheft folgenden Satz schreiben.

„Die EU steht für menschliche Werte und Solidarität. Und wenn das nicht aufrecht erhalten wird, ist es nicht Europa.“