Verrückte Ideen für die Zukunft

Wenn eine Erfindung unser Leben einfacher macht, neue Jobs schafft oder die Technologie voranbringt, dann ist das auch preisverdächtig. Der Europäische Erfinderpreis wird seit 2006 vom Europäischen Patentamt vergeben. Am kommenden Donnerstag (7.Juni)wird in Paris bekanntgegeben, wer in diesem Jahr mit dem Europäischen Erfinderpreis ausgezeichnet wird. 15 Erfinder oder Erfinderteams haben es in Endrunde geschafft.
Und einer hatte eine echt „spinnerte“ Idee, weiß Claudia Knoppke.

Die offizielle Flagge der europäischen Union mit im Kreis angeordneten gelben Sternen auf dunkelblauem Grund

Autoreifen, die ihr Profil selbst erneuern und eine Dusche, die Wasser im Kreislauf immer wieder verwendet, sind zwei ganz praktische Erfindungen. Und dann ein Flugzeug, das an einem seidenen Faden hängt.

„Wenn man eine Boeing 747 im Landeanflug abbremsen wollte, ohne dass man Triebwerke oder Bremsen nutzt, dann würde ein daumendickes Spinnenseide-Seil ausreichen, um diese Boeing abzubremsen. Allerdings braucht man ein bisschen Auslauf, denn die Spinnenseide dehnt sich. Das heißt, sie bräuchte so 3,8 km Strecke.“

Was wie Spinnerei klingt, ist auch Spinnerei, zumindest bei Thomas Scheibel. Dem Biochemiker und Professor für Biomaterial an der Uni Bayreuth ist gelungen, was andere Jahrzehnte erfolglos versucht haben. Er kann Spinnenseide künstlich im Labor herstellen. Und das Beispiel Flugzeug zeigt, was für ein Wunderwerk der Natur Spinnenseide ist. Extrem dünn, extrem belastbar.

„Und das Zweite ist, dass Spinnenseide praktisch steril ist. Das heißt man kann es direkt am oder im Körper einsetzen. Und das kennt man schon seit vielen tausend Jahren. So wurde schon in der Antike beschrieben, dass man Spinnennetze als Wundauflagen verwendet hat.“

Doch in modernen Zeiten haben Forscher trotzdem über 20 Jahre erfolglos versucht, dem Geheimnis der Spinne auf die Spur zu kommen.

„Geht nicht gibt’s nicht.“

War das Motto von Thomas Scheibel und seinem Team. Mittlerweile wird wild drauf losgesponnen. Ein Sportschuh aus Spinnenseide, Bekleidung, Beschichtungen von Silikonimplantaten,

„Man kann Wirkstoffe damit verpacken, und sie im Körper als Depot zu hinterlegen und dann langsam freizusetzen. Und kosmetische Anwendungen, nicht zu vergessen, denn seidenweiche Haut hat sich ja jeder schon mal gewünscht.“

Und natürlich wird aktuell noch an ganz vielen anderen Möglichkeiten rumgesponnen.