Lobby-Stadtführer für die „Blase“

Brüssel wird auch gerne als Big Bubble oder die Brüssel-Blase bezeichnet. Hier dreht sich vieles, sehr vieles um die EU, und die Menschen in dieser Blase drehen sich gerne um sich selbst. Man kennt sich, und redet geradezu in einem eigenen Slang. Netzwerken ist ganz wichtig. Und viele Netze werden zwischen Politik und Lobbyisten gesponnen. Denn hier wird Politik auf engstem Raum für über 500 Millionen Menschen in Europa gemacht. Deshalb ist die Brüssel Blase auch ein Lobby Planet. Die Organisation Lobby Control hat dazu einen Stadtführer neu aufgelegt. Claudia Knoppke hat mal reingeschaut.

„Der Lobby Planet Brüssel ist ein Buch, mit dem wir das Thema Lobbyismus ganz normalen Menschen näherbringen wollen.“ sagt Nina Katzemich von Lobby Control. Denn dass Lobbys viel Einfluss auf die Politik nehmen können, zeigt sich immer wieder.

„Wenn das Tabak- Werbeverbot, wie in Deutschland nicht kommt, weil die Industrie sich dagegen gewehrt hat, obwohl unumstritten ist, dass Tabakwerbung Jugendliche davon beeinflusst werden, dann möchte ich das als Bürgerin wissen. Uns geht es darum, über die Strukturen aufzuklären, durch die Skandale überhaupt passieren können. Zum Beispiel die viel zu große Nähe der Politik zur Auto-Industrie. Durch die jetzt die BürgerInnen für den Dieselskandal bezahlen müssen.“

Laut Lobby Control arbeiten mehr als 25.000 professionelle Interessenvertreter allein in Brüssel. Der Stadtführer zeigt, wo die wichtigsten Lobby-Vertreter sitzen, und was ihre Aufgaben sind. Auch Nina Katzemich weiß, Lobbyarbeit ist nicht pauschal das Werk des Bösen. Der Austausch zwischen Politikern und Interessenvertretern sei ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratie. Aber es werde noch viel zu viel im Dunkeln agiert. Vor allem auch in Deutschland.

„Wir sehen nicht, wer mit welchem Geld und in wessen Auftrag, Einfluss nimmt. Inakzeptabel ist es dann, wenn Lobbyisten das mit Absicht verschleiern. Allerdings ist das ein Vorgehen, dass professionelle Lobbyagenturen für ihre Kunden immer wieder anwenden.“