Glyphosat: „Zurückdrehen können wir jetzt nicht mehr“

Glyphosat sorgt zur Zeit nicht nur in Deutschland für politische Verwerfungen. Auch im EU-Parlament hat der Alleingang von Bundesagrarminister Christian Schmidt einen deutlichen Nachhall. Die einen finden seine Entscheidung, mit Ja für die Verlängerung der Zulassung des Unkrautvernichters zu stimmen, gut, die andern meinen geht garnicht. Euranet Plus hat ein paar Stimmen eingefangen.

Die Europaavgeordnete Ska Keller mit verschränkten Armen vor dem Europäischen ParlamentGreen European Party

„Ich halte die Entscheidung fachlich für gut.“

Sagt der CDU-EU-Abgeordnete Peter Liese. Denn seiner Meinung nach habe die Blockade-Haltung in Form von Enthaltung der Sache bislang keinen Gefallen getan.

„Wir können nicht Glyphosat von heute auf morgen verbieten, und das EU-Parlament hat mehrfach vorgeschlagen, Zeit zu geben. Ich hätte mir ein bisschen mehr Auflagen gewünscht, und das hätte man vielleicht auch hinkriegen können, wenn Deutschland sich frühzeitig und einhellig positioniert hätte.“

Und das ist die eigentliche Kritik von Peter Liese, dass sich die SPD seiner Meinung nach keinen Millimeter in der Sache bewegt hätte. Ganz anders sieht das die bayrische SPD EU-Abgeordnete Maria Noichl. Sie findet den Alleingang, entgegen der eindeutigen Meinung der Bundesumweltministerin empörend.

„Und wenn der Minister jetzt schon einmal gezeigt hat, dass er als freischwebendes Elektron unterwegs ist, dann muss man ihn rechtzeitig abberufen, dass er bei der nächsten Entscheidung nichts mehr zu sagen hat.“

Ska Keller von den Europa-Grünen hofft, dass der Alleingang von Agrarminister Schmidt kein Vorgeschmack auf künftige Verhaltensweisen in einer möglichen neuen großen Koalition in Berlin war.

„Aber es hat massive Auswirkungen, denn zurückdrehen können wir es jetzt nicht mehr.“

Enttäuscht sind übrigens auch die Hersteller von Glyphosat. Sie meinen, die Entscheidung sei rein politisch und nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierend getroffen worden. Doch auch die Wissenschaft ist sich uneins, ob Glyphosat nun krebserregend ist, oder nicht.