Von Gleichberechtigung weit entfernt

Es klingt eigentlich wie ein Bericht aus einer anderen Zeit, und doch ist es alltägliche Wahrheit. Von Gleichberechtigung sind wir in Deutschland sehr viel weiter entfernt, als viele annehmen würden. Angefangen bei der Bezahlung von Männern und Frauen. Mit 22 Prozent Unterschied beim durchschnittlichen Stundenlohn liegt die Bundesrepublik auf Platz 26 von 28 EU-Ländern. Die EU-Kommission hat jetzt einen Aktionsplan angekündigt, mit dem sie die Kluft bis Ende 2019 schließen will. Claudia Knoppke hat Einzelheiten.

EC - Audiovisual Service Creemers Lieven

Vera Jourova

© European Union , 2016 / Source: EC - Audiovisual Service / Photo: Jean-François Badias

Vera Jourova

Im EU-Schnitt liegt der Unterschied aktuell bei 16,3 Prozent. Anders ausgedrückt: Seit dem 3. November dieses Jahres verdienen Frauen im Vergleich zu Männern rein rechnerisch nichts mehr bis Ende des Jahres.

„Um das klar zu sagen: Frauen hören nicht auf, zu arbeiten, aber sie hören auf, zu verdienen.“

Trotz vieler Bemühungen, diese Kluft zu schließen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren kaum etwas getan, sagte EU-Gleichstellungskommissarin Vera Jourová bei der Vorstellung des Aktionsplans. Die Gründe, für die immer noch großen Unterschiede bei der Bezahlung von Männern und Frauen sind nicht neu. Frauen nehmen häufiger als Männer Auszeiten vom Beruf für Kinder oder Pflege. Die Kommission hatte dazu bereits ein Konzept zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf vorgelegt. Darin geht es zum Beispiel um die Stärkung des Vaterschaftsurlaubs, Pflegeurlaub und vor allem flexible Arbeitszeiten.

„Und ich möchte Parlament und Rat dingend bitten, diesen Vorschlag zur Work-Life –Balance schnell zu verabschieden.“

Frauen haben häufiger Berufe mit niedrigen Löhnen.

„Wo wir davon sprechen. In der Digitalwirtschaft haben wir nur 30 Prozent weibliche Mitarbeiter. Viele Frauen dagegen in den Bereichen, Erziehung, Soziales und Gesundheit. Der Unterschied in der Bezahlung ist groß.“

Die EU-Kommission will auch Projekte zur Förderung von Frauen in Führungspositionen finanzieren. Vor allem aber will die Kommission die Mitgliedstaaten drängen, selber bessere Maßnahmen zur Gleichbehandlung einzuführen, und auf deren Einhaltung wie das Lohngleichheitsprinzip zu achten. In Unternehmen und Betrieben ist für EU-Kommissarin Vera Jourovà Transparenz bei Bezahlung und Arbeitsbedingungen ein Stichwort. Und Frauen will sie dazu ermutigen: Macht den Mund auf!