„Auf den Beinen bleiben“

„Um ehrlich zu sein: Wir brauchen die EU-Mitgliedschaft nicht mehr“. Das hat der türkische Präsident Erdogan Anfang des Monats offiziell betont. Auf dem EU-Gipfel in der vorvergangenen Woche diskutierten die EU-Staats und Regierungschefs darüber, die EU-Vorbeitrittshilfen für die Türkei zu kürzen. In der türkischen Küstenstadt Bodrum ist diese Diskussion gefühlt ganz weit weg, aber irgendwie auch immer da. Eine komische Mischung wie Holger Winkelmann festgestellt hat.

Türkische Staatsflagge am Bug eines Schiffes, mit Meer und Brücke im Hintergrund.

„Unser Ziel ist, bis diese Probleme beseitigt sind, stark zu bleiben. Auf den Beinen zu bleiben.“

Ayden ist Fremdenführer und betreut vor allem deutsche Touristen – und das seit fast 30 Jahren. Was er mit den Problemen meint die er erwähnt, das sagt er nicht. Das ihm die aktuelle politische Situation nicht unbedingt gefällt, dass hört man deutlicher heraus, wenn man mit ihm spricht. Denn dort wo er lebt – in Bodrum eben – da ist die Frage EU oder nicht EU irgendwie eine die sich so nicht stellt.

„Was man hier lernen kann: Das wir nicht nur orientalisch sind, sondern europäisch sind. Man könnte unsere Ecke, die früher mal das Fischerdorf genannt wurde und heute viele St.Tropez nennen, irgendwo abschneiden und irgendwo in Europa wieder einsetzen. Das würde keiner merken.“

Ein Leben mit und in Europa ist für viele selbst verständlich und irgendwie auch Alltag.

„Man fährt nach Kos rüber. Man hat dort Bekannte und Verwandte. Von Kos kommen die Leute zu uns. Einige fliegen nach Frankreich, zum Beispiel wenn dort Ferien sind oder jetzt über Silvester. Viele wollen auch nach Paris, nach London oder nach Amerika. Viele wollen das Ausland kennenlernen und sich dort auch anpassen.“

Dass die EU-Kommission die Türkei weiterhin als Partner sieht, und die europäische Tür für die Türkei damit weiter offen steht das dürfte auch Aiden gefallen – aber ein Thema, über das er täglich redet, ist es wiederum auch nicht, wenn es auch oft irgendwie mitschwingt.