Müssen wir uns vor der Türkei fürchten?

Die Türkei und die EU – es ist eine Hassliebe. Jedes Mal, wenn die EU der Türkei einen neuen Riegel vorschiebt, dann droht die Türkei. Zuletzt ging es um die Forderung des EU-Parlaments, die EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei auszusetzen. Daraufhin drohte die Türkei mit der Grenzöffnung. Ob wir uns jetzt jedes Mal fürchten müssen, Monika Olszewski berichtet.

Türkei© European Union , 2016 / Source: EC - Audiovisual Service

Das Flüchtlingsabkommen zwischen der Türkei und der EU regelt unter anderem vor, dass die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann. Ein Druckmittel, das der Staatspräsident Recep Erdogan zuletzt wieder einmal eingesetzt hat. Der Nahostexperte der Bertelsmann Stiftung Christian Hanelt erklärt:

„Der türkische Präsident ist bekannt für seine knackigen Worte. Es geht ihm in erster Linie darum, seine gesamte Anhängerschaft in der Türkei immer wieder für sich und seine Politik zu mobilisieren. Und da sind Angriffe auf Europa und die EU an der Tagesordnung, daraus zieht er seine politische Energie.“

Und diese Energie kriegt die EU auch zu spüren. Dabei hat sie es selbst in der Hand, ob die Drohungen tatsächlich Drohungen sein können, so Hanelt:

„Hätten wir Griechenland wirtschaftlich und politisch und verwaltungsmäßig aufgebaut, dass sie fit sind, mit dieser Flüchtlingsfrage auch umzugehen, dann würden wir jetzt vielleicht nicht so eine Angst haben vor dieser Drohung.“

Erdogan drohte damit, dass mit der Öffnung der türkischen Grenzen ein Flüchtlingsstrom Europa überfluten würde. Unglaubhaft sagt der Experte Hanelt:

„Denn die meisten Flüchtlinge haben auch gar kein Geld mehr um sich Schleuser zu leisten und sich auf den Weg zu machen. Viele von ihnen sehen auch, dass die Perspektiven in Europa gar nicht so rosig sind. Den meisten Flüchtlingen übrigens geht in der Türkei gut. Sie kommen dort kulturell und lebenstechnisch, so schwierig es ist, besser über die Runden, als in manch anderen Ländern.“

Weshalb die EU die Türkei zumindest in dem Punkt unterstützen sollte.