332 Frauen durch Gewalt getötet

Ich bin heute sicherlich nicht der Erste, der Ihnen sagt, dass heute Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen ist. Und doch sollten wir noch mal darüber sprechen, denn die Zahlen, die es für Deutschland und die gesamte EU gibt sind Anlass genug.

Věra JOUROVÁ, EU-Kommissarin für Gleichberechtigung mit einem Flyer zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen© European Union , 2016 / Photo: Silvère Gérard

Věra JOUROVÁ, EU-Kommissarin für Gleichberechtigung mit einem Flyer zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

Holger Winkelmann, Du hast auch mit dem einen oder anderen Kollegen aus europäischen Ausland gesprochen?

Die Frage meiner spanischen Kollegin war: Ist das wirklich wahr, dass in Deutschland im vergangenen Jahr 332 Frauen durch Gewalt in der Partnerschaft getötet wurden? Ich musste selber noch einmal in die Statistik gucken, und konnte ihr dann nur die Antwort geben: Ja, so sieht es aus. Laut der Statistik für Spanien waren es dort übrigens 40 Frauen, die durch Gewalt in der Partnerschaft ums Leben gekommen sind.

In Zeiten, in denen wir uns als zunehmend gleichberechtigt betrachten, über Uni-Sex Toiletten an Unis nachgedacht wird, ist das Thema Gewalt an Frauen etwas, das besser oder schlimmer wird?

Die EU-Kommission hat ein Eurobarometer vorgestellt. Dabei wurden im Sommer dieses Jahres EU-weit knapp 28.000 Menschen befragt. Das Ergebnis zeigt: 74 Prozent der Befragten denken, dass häusliche Gewalt gegen Frauen weit bzw. sehr weit verbreitet ist. In Deutschland sind 65 Prozent. 49 Prozent im EU-Durchschnitt halten sexuelle Gewalt gegen den Partner/die Partnerin für falsch und gesetzwidrig. Aber im EU-Durchschnitt glauben 27 Prozent, dass Geschlechtsverkehr ohne Einwilligung „gerechtfertigt“ sein kann. In Rumänien liegt der Prozentsatz sogar bei 55 Prozent. Und mehr als ein Fünftel der Europäer glaubt, dass Frauen häufig Missbrauch oder Vergewaltigungen erfinden oder in ihren Berichten darüber übertreiben.

Der Tag heute ist ja nicht nur dazu da, mal wieder darüber zu reden, sondern auch die Frage zu stellen. Wer tut eigentlich was, um gegen Gewalt an Frauen und auch Männern vorzugehen?

Die EU versucht es mit einer Kampagne. Sie hat für 2017 verschiedene Maßnahmen angekündigt. Für den Einsatz an der Basis wurden 10 Millionen Euro bereitgestellt. Eines der Ziele ist, überhaupt erstmal Bewusstsein zu schaffen. Jede dritte Frau in der EU über 15 Jahren hat in ihrem Leben bereits sexuelle oder körperliche Gewalt erlebt. Eine von 20 berichtet über Vergewaltigung. Und EU-Justizkommissarin Vera Jourova sagt, gerade in EU-Ländern, die stark von der Wirtschaftskrise betroffen seien, habe die Gewalt gegen Frauen zugenommen.