„Da fehlt alles“ – Interview zur Lage in Syrien

Sie treffen alles: Schulen oder Krankenhäuser, Kinder oder Erwachsene – die Bomben über Syrien sind gnadenlos. Trotz verhandelter Waffenruhe gibt es jeden Tag neue schlimme Bilder aus dem kriegsgebeutelten Land. Die EU reagiert u.a. mit Sanktionen gegen Vertraute und Anhänger von Syriens Präsident Assad. Das bringt den Menschen aber wenig. Ganz im Gegenteil. Die Vereinten Nationen sind schon vor einiger Zeit in einem Gutachten zu dem Schluss gekommen, dass die Sanktionen der EU und der USA, Hilfe für die Zivilbevölkerung deutlich erschweren.… Die Menschen in Syrien leben derweil jeden Tag mit der Angst um ihr Leben. Monika Olszewski vom Europäischen Radionetzwerk Euranet Plus berichtet:

Rettungswagen Blaulicht

Hundertausende Menschen sind in der syrischen Stadt Aleppo von der Außenwelt abgeschnitten. Aleppo gehört zu den am stärksten umkämpften Gebieten im syrischen Bürgerkrieg. 50 bis 100 Schwerverletzte kommen täglich in die Krankenhäuser und dort entscheiden Ärzte darüber, wer leben darf und wer sterben muss. Der Präsident von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, Volker Westerbarkey, kommt aus Gütersloh und erklärt die Situation sehr eindrücklich:

„Ich hab ein Beatmungsgerät und hab eigentlich zwei Patienten, die das brauchen. Der Arzt muss entscheiden, wem helfe ich, was ist realistischer und diese Entscheidung zu treffen, ist unmenschlich. Das ist ein Dilemma, was ich glaube, man einfach nur ganz ganz schwer ertragen kann.“

Zumal es in den Krankenhäusern an allem fehlt. Hilfe kommt in Aleppo gar nicht mehr an, so Westerbarkey von Ärzte ohne Grenzen:

„Wir haben unsere letzte Hilfslieferung im August nach Aleppo schicken können und seitdem ist es nicht möglich, Patienten aus der Stadt rauszubekommen, die Hilfe brauchen, oder Hilfe in die Stadt reinzubekommen. Das ist eine Utopie gerade und zeigt wie alleingelassen die Menschen sind in Aleppo.“

Dabei haben die Menschen so dringend Hilfe nötig. Es fehlen Dinge, die erstmal ungewöhnlich klingen.

„Ganz wichtig ist Benzin. Weil die Menschen brauchen dort Benzin, um Strom zu haben, um ihre Wasserpumpen zu betreiben, um in den Krankenhäusern überhaupt operieren zu können. Aber es mangelt auch an Nahrung und an medizinischen Materialien, ja, da fehlt alles.“

Fünf Jahre lang dauert dieser Alptraum in Syrien schon. Ein Ende ist nicht in Sicht. Westerbarkey von Ärzte ohne Grenzen:

„Wir wissen nicht, wie es weitergehen kann. Die Forderungen sind klar, das die Menschen Hilfe brauchen. Aber nichts von alledem passiert. Und das all die Zusagen der letzten Zeit, der letzten Monate eigentlich nur warme Luft sind und nichts passiert.“

Das komplette Interview: