Wie stark ist die Europa-Brille?

In Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei, kommen heute die EU-Staatschefs zusammen, um, mal wieder, zu versuchen, die EU zu retten. Denn, wie hat Kommissionspräsident Juncker in seiner Rede zur Lage der Union vor zwei Tagen gesagt: Die EU ist nicht in Topform.

Bildausschnitt mehrerer EU-Flaggen, die an Fahnenmästen wehen, im Hintergund ein Gebäude der EU-Kommission in Brüssel.

Dass es sowas wie Zerfallserscheinungen gibt, sieht man schon daran, dass nur 27 Staatschefs kommen. Drei Monate nach dem Brexit-Votum der Briten geht es heute aber vor allem darum, ein paar Pflöcke für die Zukunft einzuschlagen.

Holger Winkelmann berichtet.

„Wer jetzt sagt, dass es Europa gut geht, der braucht eine neue Brille.“

Luxemburgs Premier Xavier Bettel gab sich heute Morgen vor dem Treffen aber auch zuversichtlich, dass die EU eine Zukunft hat.

„Wenn es nicht möglich ist mit 27, muss man sehen, mit wem man weiter arbeiten kann, an welchen Projekten. Aber ich will kein Europa á la Carte und Ziel soll sein, zusammen zu arbeiten. Und hier sollen wir ehrlich sein und mal sehen, welches Europa es ist. Und wir vergessen sehr oft, dass Europa nicht nur von uns hier gemacht wird. Europa wird jeden Tag von über 500 Millionen Bürgern getragen, gemacht und das ist die Stärke Europas.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel hofft auf eine gemeinsam verabredete Agenda Bratislava. Für sie wäre es ein guter Gipfel, wenn am Ende für die Bereiche gemeinsamer Kampf gegen Terrorismus, mehr innere und äußere Sicherheit, gemeinsame Verteidigung, mehr Wachstum im Binnenmarkt- und da vor allem die digitale Zukunft, mehr Perspektiven für die jungen Europäer konkrete Projekte verabredet würden.

„Es geht jetzt nicht darum, von einem Gipfel die Lösung der Probleme Europas zu erwarten. Wir sind in einer kritischen Situation. Sondern es geht darum, durch Taten zu zeigen, dass wir besser werden können.“

Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras wünscht sich außerdem ein Europa, das höflicher wird. Und was vor allem nicht geschehen dürfe sei, weiter schlafwandlerisch in die falsche Richtung zu marschieren.