Streit um Zertifikate

Wie kompliziert die Welt manchmal ist, das lässt sich an vielen Beispielen zeigen. Eines davon ist der Umgang mit dem klimaschädlichen CO2. Klar, je weniger ausgestoßen wird, desto besser für die Umwelt. Soweit ist die Formel einfach. In der Industrie ist das mit dem CO2 allerdings fiel komplizierter. Denn wer wieviel CO2 ausstoßen darf, das ist festgelegt.

Bildausschnitt: man sieht das Heck eines schwarzen Autos, das offensichtlich zu schnell über einen Zebrastreifen fährt.

Urte Modlich, erklär mal..

Ich verkürze das mal stark, eigentlich ist es noch viel komplizierter. Also in der EU brauchen Unternehmen für jede ausgestoßene Tonne CO2 ein Zertifikat. Die Zertifikate können sie kaufen oder, wenn sie sie nicht brauchen, verkaufen. Einige Industriezweige bekommen sie gratis. Durch den Handel sollen die Unternehmen angeregt werden, den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen zu verringern. Denn je weniger Zertifikate sie kaufen müssen, desto günstiger wird es ja für sie. Jetzt gibt es nur ein Problem: Durch die Finanzkrise wurde zuletzt weniger CO2 ausgestoßen als erwartet. Darum wurden die Zertifikate zu günstig, um ein echter Anreiz zu sein.

Die Europäische Kommission arbeitet jetzt an einer Reform, wie sieht die aus?

Unter anderem soll die Gesamtzahl der zur Verfügung stehenden Zertifikate reduziert werden, damit ihr Preis steigt. Experten schlagen aber auch vor, den CO2-Handel insbesondere auf den Bereich Auto auszuweiten, um ihn wirksamer zu machen.

Das klingt erstmal gut, unumstritten ist das allerdings nicht.

Stimmt. Kritiker sagen jetzt, eine zu drastische Verschärfung der Regeln beim CO2-Handel in der EU könnte zur Abwanderung von Unternehmen in Drittstaaten führen. Die Zahl der kostenlosen CO2-Zertifikate für Unternehmen im globalen Wettbewerb dürfe deshalb nicht starr begrenzt werden, heisst es in einer jetzt vorgestellten Studie der Denkfabrik Centrum für Europäische Politik (CEP). Außerdem sollte die Gesamtzahl der Zertifikate nicht stärker reduziert werden, sonst gingen Arbeitsplätze in der EU verloren.

Die Welt ist kompliziert – und Klimaschutz wohl auch, Danke Urte.