Der Welt geht es schlecht – der Börse nicht

Täglich erreichen uns neue Schreckensnachrichten aus der Welt. Ein Autor der Süddeutschen Zeitung aber bemerkt: der Börse geht es sehr gut. Er stellt fest, obwohl die Stimmung in der Welt schlecht zu sein scheint, ist die globale wirtschaftliche Lage gar nicht schlecht und…:

Presseschau

„Natürlich ist der Hauptgrund für den Aktienboom auch in diesen Wochen die Politik des billigen Geldes. Die Notenbanken haben sie angesichts der Bedrohungen in diesem Jahr noch ausgeweitet, zuletzt ist auch die Bank of England darauf eingeschwenkt. Solange die Zentralbanken die Finanzmärkte mit Geld überschwemmen und die Zinsen bei null halten, können die Aktienkurse kaum fallen, weil es wenige Anlage-Alternativen gibt. Die Zahlen zeigen auch, dass die viel gescholtene Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) keineswegs ein Misserfolg war. Sie hat bedenkliche Nebenwirkungen wie den Nullzins für Anleger und mögliche Preisblasen bei Immobilien und Aktien – in erster Linie hat sie aber eine Rezession in Europa verhindert. Hätte die EZB nicht ihre Garantie für Staatsanleihen ausgesprochen, wären die Zinsen in Italien und Spanien so hoch gestiegen, dass es wohl zu einem Schuldenschnitt hätte kommen müssen. Die Folgen wären für das europäische Bankensystem fatal gewesen, es wäre mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer schweren Wirtschaftskrise gekommen.“

Kommen die Freihandels-Abkommen CETA und TTIP? Im Moment steht es nicht gut um diese Themen. Ein Autor der Welt stellt fest: Europas Eliten fehlt der Mumm für den Freihandel:

„Derzeit ziehen die Freihandelsgegner gegen das Abkommen Ceta mit Kanada vor das Bundesverfassungsgericht. Hunderttausende demonstrierten. Doch noch scheint bei den Regierungspolitikern die Hoffnung vorzuherrschen, die öffentliche Empörung sei nur ein Gewitter, das eines Tages schon vorbeiziehen wird. Es wird eine unerfüllte Hoffnung bleiben. Die Freihandelsgegner gewinnen Zulauf. Und je zögerlicher die Politik agiert, desto mehr wird ihre Kampagnenlust geweckt. Die Proteste gegen Ceta sind nur ein Stellvertreterkampf. Im Fadenkreuz stehen das transatlantische Handelsabkommen TTIP mit den USA und die bisherige europäische Freihandelspolitik. Wenn den führenden europäischen Politikern nun die Worte fehlen, dann sind nicht Zweifel am Sinn der Abkommen der Grund. Sie wissen um die Vorteile des Freihandels. Sie wissen, dass TTIP eine große Chance für die europäische Wirtschaft ist.“

Auch unseren wöchentlichen Erdogan-Kommentar haben wir wieder dabei. Diesmal lässt sich ein Autor der Augsburger Allgemeinen aus. Es geht um brisanten Unterlagen, die diese Woche aufgetaucht sind, dass der türkische Präsident islamistische Gruppen unterstützt:

„Dass die zunehmend islamischer werdende Türkei enge Kontakte zu Islamisten pflegt, war bekannt. Neu und entsprechend brisant ist, dass die Bundesregierung diese Fakten offiziell zu Papier bringt und die Türkei als „Plattform“ für (terroristische) Aktionen bezeichnet. In den ausweichenden und abwiegelnden Stellungnahmen von Kanzleramt und Außenministerium spiegelt sich – nun schon zum wiederholten Mal – die Angst wider, Erdogan könnte den Flüchtlingsdeal aufkündigen und der EU einen neuen Flüchtlingsansturm einbrocken. Richtig ist: In der Politik kann man sich seine Freunde und Gesprächspartner nicht aussuchen, und natürlich muss Europa an der Zusammenarbeit mit der geopolitisch eminent wichtigen Türkei gelegen sein. Aber wann, wenn nicht jetzt, will man dem türkischen Machthaber klarmachen, dass die Grenzen des in einer Partnerschaft Erträglichen überschritten sind? Es bedarf klarer Worte und eines unmissverständlichen Signals, dass Europa weder Erdogans antidemokratischen Staatsumbau noch die Unterstützung terroristischer Gruppen einfach hinnehmen kann. Der Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen wäre ein solches.“