Eine Kräuterhexe und die EU

Wer eine EU-freie Zone finden will, muss lange suchen, dachte sich unser Reporter Joris Gräßlin und war im tiefsten Bayern unterwegs. Aber selbst – abgelegen in den oberfränkischen Bergen – ist die EU Alltag!

BILD Kräuterhexe 1neu

„Ach du liebe Zeit…“

Karin Holleis muss lachen – welche Rolle die EU bei ihrer Arbeit als selbsternannte Kräuterhexe spielt – diese Frage hat ihr noch keiner gestellt. Aber tatsächlich, auch hier oben, weit ab von jeder Großstadt, auf dem malerischen Anwesen mit riesigem Kräutergarten, auch hier mischt Brüssel mit.

„Ja sicherlich gibt es Richtlinien! Dass also entsprechend ausgezeichnet wird, wenn ich jetzt meinetwegen Brotaufstriche herstelle, dass ich entsprechend dem Kennzeichnungsgesetz das auch aufbringe, eintrage, Zutaten aufführe und so weiter“.

Und weil Karin Holleis auch Kräuterlehrgänge veranstaltet und mit den Seminarteilnehmern hinterher süße Pestos kreiert, wird es noch mal eine Runde komplizierter. Stichwort: Allergien.

„Natürlich, die Zitrone! Die müsste mit aufgeführt werden, wenn ich das jetzt anbiete, weil das allergieauslösend ist. Das müsste ich im Ordner auslegen und müsste dann angeben, was entsprechend an Zutaten anzugeben ist. Ich habe hinten mal die ganze Liste – muss ich auch immer draufschauen – und da müsste ich dann jetzt eben die Zitrone auswerfen, weil da gibt’s Allergiker, die darauf reagieren“.

Die Frührentnerin glaubt an die Kraft der Kräuter – in der Scheune stehen überall Gläser mit Tinkturen und Wundermitteln, Chemie kommt ihr nicht ins Haus. Die EU dagegen schon – und zwar gerne!

„Wir sind Europa und danach muss man sich natürlich auch richten. Wir können uns da ja nicht rausnehmen!
Dass dann irgendwann einheitliche Gesetze kommen müssen, ist für mich eigentlich selbstverständlich“.