„Todesstrafe wird wohl nicht kommen“

Es bleibt dabei. Nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei gibt es viele offene Fragen. War er von Präsident Erdogan inszeniert? Kommt jetzt die Todesstrafe? Holger Winkelmann sucht nach Antworten.

Staatsflagge der Türkei.

Die Stimmung in der Türkei ist momentan aus Deutschland heraus schwer einzuschätzen. Zu hartnäckig hält sich das Gerücht, Erdogan habe den gescheiterten Putsch selbst inszeniert. Caner Aver, von der „Stiftung Zentrum für Türkeistudien“ in Essen ist da skeptisch.

„Ich glaube nicht dass das eine Inszenierung durch Erdogan. Es gibt Andeutungen dahingehend das er bereits einige Stunden vorher informiert worden war, durch das Militär und den Geheimdient, wodurch er sich dann auch vorbereiten konnte und von seinem Badeort Marmaris dann auch frühzeitig seinen Aufenthaltsort verlassen konnte. So ist er seiner Verhaftung entkommen oder möglicherweise auch dem Tod. Ich glaube nicht das das eine Inszenierung war, allerdings profitiert er natürlich nachhaltig von den Folgen des missglückten Militärputsches.“

Und diese Folgen sind massiv. Nicht nur das tausende Richter und Polizisten abgesetzt und verhaftet wurden. Es kommt auch die Todestrafe wieder in die Diskussion. Satzte von Erdogan wie „Warum sollte ich die Putschisten in den Zellen füttern“ lassen nichts Gutes hoffen. Can Aver mahnt aber hier vor voreiligen Schlüssen.

„Ich glaube die Realpolitik wird am Ende doch die Oberhand haben und die Todesstrafe wird nicht kommen, weil dadurch wäre die EU-Perspektive verschlossen. Zweitens kriselt es jetzt gerade mit der Nato. Gestern hat Außenminister Kerry dahingehend schon Andeutungen gemacht. Insofern ist es eher unwahrscheinlich das die Todesstrafe kommen wird.“

Trotzdem beliebt die Lage in dem Land angespannt. Und wohl auch das Verhältnis zur EU. So gerne man Erdogan bestrafen würde – es muss wohl halbherzig bleiben, um den Flüchtlingsdeal nicht zu riskieren.