Radikale deradikalisieren

Sie sind mitten unter uns, oder man könnte auch sagen: Sie kommen aus unserer Mitte. Denn viele derer, die für die jüngsten Terroranschläge in Europa verantwortlich waren, sind in Europa aufgewachsen. Und doch sind sie auf die Seite der Radikalen gewechselt. Wie können junge Menschen davon abgehalten werden, oder wie können die, die bereits radikalisiert wurden, wieder re-integriert werden? Die EU-Kommission hat jetzt Vorschläge gemacht, wie sie den Mitgliedsstaaten bei dieser wichtigen und schweren Aufgabe helfen könnte.

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Claudia Knoppke vom europäischen Radionetzwerk Euranet Plus

EU-Bildungskommissar Tibor Navracsics setzt vor allem auf Bildung.

„Es ist nicht die einzige Lösung, aber es gibt keine Lösung, ohne Bildung.“

Die EU-Kommission will Geld aus dem Bildungsprogramm Erasmus+ einsetzen. Dafür sollen im laufenden Jahr mehr als 400 Millionen Euro in lokale Initiativen fließen. Denn europäische Werte müssten vor Ort verteidigt werden. Die jüngsten Terroranschläge in Europa seien von Tätern verübt worden, die in Europa aufgewachsen und ausgebildet worden seien. Die nationalen Behörden müssten mit Lehrern, Jugendbetreuern und Polizisten zusammenarbeiten.

„Lehrer und Erzieher sind bessere Orientierungshilfen, um unsere Werte zu vermitteln und jungen Leuten zu helfen, engagierte Bürger zu werden. Wir wollen auch die Mitarbeiter in Gefängnissen unterstützen, denn sie haben das Wissen und Handwerkszeug, mit Radikalisierung umzugehen. Das soll ihnen helfen, Ideen und Erfolgsgeschichten auszutauschen. Wir werden auch verstärkt Bildungs- und Ausbildungsprogramme unterstützen, um Insassen zu re-integrieren.“

Auch die Grüne Europaabgeordnete Ska Keller will den Hebel schon früh ansetzten. Vermeiden statt verknacken, sozusagen…

„Natürlich müssen Straftaten geahndet werden, absolut, aber ich glaube nicht, dass das künftige Attacken verhindert, sich nur auf den strafenden Aspekt zu fokussieren, wie etwa die Staatsbürgerschaft zu entziehen, wie es in Frankreich diskutiert worden ist. Wenn wir wirklich effektiv sein wollen, müssen wir der Sache auf den Grund gehen.“