Timmermans:“Wir sind aus dem Gröbsten raus“

Europa steckt in einer tiefen Krise. Das zeigt sich immer dann, wenn es mit einer Stimme sprechen und sich auf einen gemeinsamen Nenner einigen muss. Gerade in den vergangenen Monaten wurde immer mehr deutlich, dass Europa dann nicht richtig funktioniert. Wir konnten darüber mit dem Vize-Chef der EU-Kommission, Frans Timmermans, sprechen. Holger Winkelmann hat mehr dazu.

Frans TimmermansEuropean Union, Photographer: Jacquemart-Jennifer

Ist Europa am Ende? Diese Frage stellen sich nicht nur viele Politiker immer häufiger. Spätestens, wenn in gut drei Wochen, die Briten sich für einen Austritt aus der EU entscheiden sollten, wird diese Frage ganz konkret. Frans Timmermans glaubt aber dennoch an eine europäische Zukunft. In den letzten Monaten und Jahren hatte die EU einfach viel zu kämpfen.

„Ich denke wir sind nach acht Jahren einer tiefen ökonomischen Krise aus dem Gröbsten raus. Gefolgt von einer Sicherheitskrise und einer Flüchtlingskrise. Diese Aufeinanderfolge von Krisen hat Europa hart getroffen. Und die Reaktion darauf ist nicht unbedingt, zusammenzustehen, sondern nach individuellen Lösungen zu suchen. Das wird nicht funktionieren, denke ich. Im Allgemeinen glaube ich, wir versuchen eine ganze Reihe von Krisen zu lösen. Und das ist nicht immer einfach für Europa.“

Dieser Seitenhieb an die Viktor Orbans und Brexit Befürworter in der EU zeigt, wie kämpferisch Timmermans nach wie vor ist. Er weiß aber auch was zu tun ist, damit Europa eine Zukunft hat.

„Am Ende des Tages, im Herzen des Ganzen, steht die Frage, ob die Mittelklasse in Europa noch optimistisch in die Zukunft blickt. Es geht um Jobs, Zukunftsmöglichkeiten für die Kinder, es geht um gute Bildung und ein gutes Gesundheitssystem. Ich denke, die anderen Probleme, auch wenn sie sehr ernst zu nehmen sind, sind nicht so entscheidend, wenn wir den Menschen wieder das Gefühl geben, optimistisch in die Zukunft blicken zu können.“

Ob das gelingt, wird die Zukunft zeigen.