Glyphosat: „Wer nicht will, muss ja nicht“

Am kommenden Montag soll in Brüssel wieder über den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat beraten werden. Dabei drängt die Zeit, denn die Zulassung für Glyphosat läuft in der EU mit dem 30. Juni aus. Wohl auch das ein Grund, dass die Druckwelle in Richtung Mitgliedsstaaten heute von der EU-Kommission noch mal etwas erhöht wurde. Sie will eine Kompromissverlängerung vorschlagen.

Blick über ein reifes Kornfeld vor blauem Himmel.

Claudia Knoppke hat einem etwas „angepieksten“ Kommissar zugehört.

Vytenis Andriukaitis nannte grundsätzlich zwei Argumente, warum man ihm nichts Böses unterstellen könne, wenn es um Glyphosat geht. Erstens sei er der Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

„Für mich hat der Schutz der menschlichen Gesundheit und Umwelt nach der EU-Gesetzgebung höchste Priorität!“

Und zweitens

„Die Kommission hat alles getan, um eine wissenschaftlich fundierte Lösung zu finden.“

Und deshalb wolle die Kommission den Vertretern der 28 EU- Staaten jetzt auch vorschlagen, die Zulassung für Glyphosat in Europa um zwölf bis 18 Monate vorläufig zu verlängern.

„Der Ball ist im Feld der Mitgliedsstaaten.“

Doch die zucken bekanntermaßen zurück, weil Glyphosat im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Auch wenn unterschiedliche Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Was die Entscheidung nicht einfacher macht. Schon innerhalb der deutschen Regierung gibt es ein kategorisches Nein von Seiten der SPD-Umweltministerin und dem Vize-Kanzler und ein ebensolches Ja von der Kanzlerin und dem Agrarminister. Ergebnis: Enthaltung in Brüssel. EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis hat wohl auch deshalb verbal den mahnenden Finger erhoben.

„Mitgliedsstaaten, die Glyphosat-Produkte nicht nutzen wollen, können den Einsatz ja selbst beschränken. Sie brauchen sich nicht hinter der Entscheidung der Kommission zu verstecken.“

Die dürfte wohl sein: vorläufige Verlängerung der Zulassung, notfalls auch ohne mehrheitliche Zustimmung. Und vorläufig, weil die Europäische Chemikalienagentur in den nächsten Monaten eine Studie abschließen soll, in der mögliche Gefahren von Glyphosat untersucht werden sollen.