Kühe abstellen geht nicht

Ne‘ Kuh kann man nicht abstellen. Ist irgendwie klar, oder? Aber auch mit eine Begründung dafür, dass wir seit Jahrzehnten das Thema „Bauern und Milchpreise“ haben. Denn auf Angebot und Nachfrage kann das sanfte Tier nicht mal eben flexibel reagieren. Aktuell haben wir deshalb zu viel Milch, zu niedrige Preise und eine nach Lösungen ringende EU. Und der Verbraucher? Der kann gar nichts machen! Das sagt die Verbraucherschutzorganisation foodwatch im Euranet Plus Interview. Urte Modlich berichtet:

Drei braune Kühe auf einer hügeligen, grünen Weide.

Wer’s im Supermarkt billig haben will, dessen Blick geht meistens ins untere Regal: Da gibt es Produkte für wenig Geld. Bei der Milch heißt das: 46 Cent pro Liter. Doch nach Meinung von Bundesagrarminister Schmidt sollten wir Verbraucher weiter nach oben gucken, dort, wo die Milch auch schon mal mehr als einen Euro kostet. Davon würden auch die gebeutelten Bauern profitieren. Stimmt nicht, sagt foodwatch-Expertin Sophie Unger. Denn was beim Landwirt ankommt, ist fast immer der gleiche niedrige Preis:

„Im April lag der bei 26 Cent, jetzt im Mai deutlich niedriger. Das bedeutet: Der Kauf teurerer Milch heißt nicht automatisch, dass der Landwirt mehr Geld bekommt.“

Als vor einem Jahr die EU die Milchquote abschaffte, da waren viele Bauern optimistisch. Der Preis war damals relativ hoch, ohne Begrenzungsvorgaben konnte nun produziert werden. Doch die Zeiten haben sich geändert. Vielleicht doch keine so gute Idee …?

„Der Wegfall der Milchquote ist nicht allein für den Verfall der Milchpreise verantwortlich. Vielmehr ist es eine Überkapazität im Markt, die seit Jahren besteht. In der EU liegt diese Überkapazität bei etwa 15 Prozent. Und seit dem Wegfall der Milchquote sind da noch gut 3 Prozent dazu gekommen.“

China als Absatzmarkt läuft auch nicht wie erhofft, und das Russland-Embargo belastet ebenfalls. Immer
mehr Landwirte kämpfen deshalb ums Überleben. Nach Meinung von foodwatch muss sich die Politik deshalb mit dem Problem der Überproduktion auseinandersetzen:

„Und es kann nicht in den Händen der Verbraucher liegen, da der Anteil der verkauften Trinkmilch nur bei etwa 12 Prozent liegt.“