Was erlaubt sich Obama?

Was erlaubt der sich denn? – dürfte mancher Engländer sich empört haben, als er den „Daily Telegraph“ aufgeschlagen hat. Das stand nämlich in einem Gastbeitrag des Barack Obama, dass Großbritannien doch wohl besser in der EU bleiben sollte. Damit hat sich der US-Präsident zu seinem England-Besuch den Unmut manches EU-Skeptikers auf der Insel zugezogen. In Deutschland gehen morgen viele auf die Straße, um Herrn Obama eine Message zu schicken. TTIP-Demo in Hannover. Denn dort eröffnet Obama zusammen mit der Kanzlerin die Hannover Messe.

Bild von einem der brühmten roten Doppeldeckerbusse, der durch London fährt.

Claudia Knoppke hüben wie drüben scheint man „not amused“?

Auf der Insel haben sich vor allem die EU-Skeptiker empört. Der UKIP-Chef Nigel Farage hat, wie der Londoner Bürgermeister Boris Johnson und andere EU-Skeptiker wissen lassen: unangemessen, empörend, der soll sich raushalten. Medienberichten nach sollen auch mehr als hundert Parlamentarier einen entsprechenden Brief an den amerikanischen Botschafter in London geschickt haben.

Na ja, da dürften Barack Obama und die Queen heute zumindest ein Gesprächsthema beim Mittagessen gehabt haben…Aber im Ernst. Wie sieht aktuell die Stimmung in Sachen Brexit bei den Briten aus?

Das variiert nicht nur nach politischen Ansichten, sondern auch nach Alter und Beruf und Schichtzugehörigkeit. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von yougove. Kleinunternehmer sind eher für den Brexit, Großunternehmen zu über 90 Prozent nicht, wie auch Unternehmen der IT-/Digital-Branche. Die Arbeiterklasse ist eher dafür, die Mittelschicht und Reichen eher nicht. Am 23. Juni sind alle gefragt, in einem Referendum abzustimmen.

Zurück zu Obama. Ich habs ja eingangs schon gesagt. Der US-Präsident kommt von der Insel direkt zu uns geflogen, um mit Kanzlerin am Sonntag die Hannover-Messe zu eröffnen. Wird er denn hier mit offenen Armen empfangen?

Er dürfte sehr wahrscheinlich eher von vielen erhobenen Armen empfangen werden. Arme hoch, weil die Menschen Transparente mit der Aufschrift: Stopp TTIP! tragen werden. In Hannover sind nämlich für morgen Großdemos gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA angekündigt. Und auch in den USA soll die Zustimmung zu Freihandelsabkommen laut aktueller Umfragen sinken. Die Menschen dort fürchten, dass es vor allem den Konzernen nützt. Barack Obama will am Montag auf der Hannover Messe trotzdem Werbung für TTIP machen. Am Montag startet übrigens auch die 13. Verhandlungsrunde zu TTIP in New York.