Wann sind Lebensmittel nicht mehr brauchbar?

123 Kilo – so viel Essen wirft jeder Europäer im Schnitt jährlich weg. Vieles davon, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Dabei sind die meisten Lebensmittel auch danach noch genießbar – wissen eben nur wenige… Die EU überlegt deshalb, das Datum abzuschaffen, und durch eine neue Chip-Technik zu ersetzen. Klingt erstmal gut, doch die Tafeln würden darunter leiden, berichtet Joris Gräßlin.

Großeinkauf: Verschiedenste Produkte aus dem Lebensmittelbereich stehen auf einem Tisch.

Weg mit der Wegwerfgesellschaft! So lässt sich zusammenfassen, was die EU schon seit einiger Zeit durchsetzen will. Egal ob Elektrogeräte oder Essen, wir Europäer sollen erst dann entsorgen, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit mehr gibt. Bei Lebensmitteln wäre deshalb eine Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums sinnvoll, überlegt man im EU Parlament. Stattdessen könnten elektronische Chips mit einer Farbskala auf der Verpackung anzeigen, wie lange ein Lebensmittel wirklich noch gut ist. Das alles sind bisher nur Gedankenspiele – doch die Tafel-Betreiber in Europa hören genau hin. Sie profitieren schließlich von abgelaufenen Lebensmitteln, die als Spende an Bedürftige weitergegeben und noch gut verzehrt werden können. Wolfgang Reichel von der Tafel Minden:

„Das würde also schon bedeuten, dass die Tafeln viel viel weniger Lebensmitteln bekommen. Also gerade Molkereiprodukte; Produkte, die mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen sind. Auf der anderen Seite muss man natürlich sehen, dass das schon eine sinnvolle Maßnahme ist, um der Lebensmittelverschwendung vorzubeugen. Was bedeuten würde, dass natürlich viel mehr Waren aus dem Handel auch länger verkauft werden und dadurch den Tafeln nicht zur Verfügung stehen.“

Vor allem Deutschland will das Mindesthaltbarkeitsdatum so schnell wie möglich ersetzen – Ernährungsminister Schmidt hat schon mehr als 10 Millionen Euro in die Forschung gesteckt. Gut möglich also, dass Lebensmittel bald digital anzeigen, ob sie noch genießbar sind. Bis 2030 zumindest will die EU das Projekt umsetzen und so die Zahl der weggeworfenen Lebensmittel halbieren. Die Tafeln müssten dann wohl auf die Suche nach neuen Unterstützern gehen – oder auf ein großes Herz der Supermarktbetreiber hoffen, die ja immerhin mehr Geld einnehmen dürften, wenn sie Lebensmittel länger verkaufen können.