Dem Täter einen Schritt vorraus

Dem Täter einen Schritt voraus sein – das ist etwas, was erfolgreiche Polizeiarbeit bedeutet. Und genau das verspricht eine spezielle Software. Also ein Verfahren, das sozusagen in die Zukunft schauen kann. Die EU unterstützt dazu einige Forschungsprojekte. Doch für großen Applaus sorgt das nicht überall. Urte Modlich über die Idee und ihre Kritiker:

Detailaufnahme einer Waffe, die eim Polizist am Gürtel im Halfter trägt.

Die Polizei kennt dieses Muster: Nach einem Einbruch in einer bestimmten Wohngegend tauchen die Täter nach kurzer Zeit dort wieder auf – um erneut zuzuschlagen. Und genau dieses Verhalten macht sich eine spezielle Software zu Nutze, Precobs nennt sich die. Dadurch, dass sie mit Daten gefüttert wird, sagt sie mögliche zukünftige Taten voraus, erklärt Datenschutzaktivist Matthias Monroy:

“Es ist ungefähr so, wie man es aus Krimis kennt, wie die Fähnchen an der Pinnwand stecken. Das gleiche macht die Software, es geht um räumliche Brennpunkte, es können aber auch Personen, die auffällig geworden sind, gruppiert und analysiert werden, um dadurch Prognosen für die Zukunft zu entwickeln.“

In der Schweiz gingen dadurch die Einbruchzahlen deutlich zurück. Auch deshalb zeigt die Polizei in Deutschland großes Interesse an dem Verfahren:

„Bayern hat das inzwischen in den Regelbetrieb überführt. Planungen gibt es in NRW und in HH beispielsweise. Das Bundeskriminalamt macht seit Jahren sogenannte Marktsichtung und wird jetzt ein Forschungsprojekt mit der französischen Polizei beginnen.“

In diese Richtung muss mehr geforscht werden, mit Unterstützung der EU – findet Bundesinnenminister de Maiziere. Datenschutzaktivist Monroy hingegen ist generell skeptisch, wenn die Polizei immer mehr Daten sammelt, sagte er uns:

„Der Einsatz der Software wird dazu führen, dass die Polizei noch mehr Daten sammeln will. Es gibt das Bild der Stecknadel im Heuhaufen. Früher hätte man gesagt, wir tragen den Heuhaufen Stück für Stück ab und legen de Stecknadel dann frei. Die Software funktioniert genau gegenteilig. Man vergrößert den Daten-Heuhaufen, um mit noch höherer Wahrscheinlichkeit die Stecknadel zu finden.“