Terror, Flüchtlinge, Krise: Die Presseschau der Woche

Die Terror-Anschläge von Paris werden noch lange Thema sein und beschäftigen uns auch zwei Wochen später noch sehr. Ein Autor des Magazins Spiegel hat in diesem Zusammenhang häufig gehört, dass Paris mit 9/11 in New York verglichen wird und hält das für falsch:

Presseschau

„In Paris starben 139, in den USA rund 3000 Menschen. In Paris waren Cafés, eine Konzerthalle und ein Stadion die Anschlagsziele, während in den USA das Pentagon getroffen und die Zwillingstürme des World Trade Center vor laufenden Kameras einstürzten. Die USA hatten zudem noch nie einen Angriff einer fremden Macht auf ihr Festland erlebt. Das nationale Gefühl der Unangreifbarkeit, das am 11. September 2001 zerstört wurde, hat es in Europa nie gegeben. Auch ist es nicht das erste Mal, dass Europa Terror erlebt – selbst wenn man damit nur den islamistischen meint. Am 11. März 2004 haben Islamisten in Madrid Nahverkehrszüge gesprengt und 191 Menschen ermordet, in London starben am 7. Juli 2005 bei Angriffen auf Busse und U-Bahnen 52 Menschen. Keines dieser beiden Ereignisse wurde zu einem europäischen 9/11.“

Die Flüchtlingskrise in Europa ist ungebrochen – schlimmer noch, in vielen Ländern wird sie nun in Zusammenhang mit den Terror-Anschlägen von Paris gebracht. Viele EU-Mitgliedsstaaten würden lieber heute als morgen ihre Grenzen wieder dicht machen. Ein Autor der Neuen Westfälischen glaubt, dass Schengen in Gefahr ist:

„Frankreichs Premier erklärt die Kontrolle der Grenzen zur europäischen Schicksalsfrage; die Kanzlerin und der SPD-Faktionschef warnen vor dem Untergang der Schengen-Freiheit; EU-Kommissionschef Juncker mahnt: Wenn Schengen fällt, fällt auch der Euro. Die Tage werden kürzer, die Befunde zum Zustand der EU schwärzer. Auch wenn man die Beschwörungen des Untergangs nicht zum Nennwert nimmt, kann einem mulmig werden. Ist die EU tatsächlich drauf und dran, final abzuschmieren? Ist die Rückkehr von Zaun und Schlagbaum in einer wachsenden Zahl von Mitgliedsstaaten ein Vorbote des Zusammenbruchs der großen Idee vom vereinten Europa? Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen. Europa enttäuscht die dringendsten Erwartungen seiner Bürger. Die richten sich in diesen turbulenten Zeiten vor allem auf Sicherheit. In der Krise erweist sich Europa als unfähig, sie zu bieten. Wie geht es nun weiter? Alternative eins: Vergiss Schengen! Das System funktioniert eh nicht. Alternative zwei: Was nicht funktioniert, aber gebraucht wird, muss man reparieren.“

Europa schliddert von Krise zu Krise – erst war es die Eurokrise, die Griechenland-Krise und jetzt die Flüchtlingskrise. Ein Autor der Zeitung „Die Welt“ fragt sich deswegen: „Was und wer ist überhaupt Europa?“:

„Die Franzosen? Die Polen? Oder gar die Kanzlerin und ihre Partei? Als einer der europäischen Staaten von Gewicht – viele sprechen sogar von Vormacht –, hat Deutschland die Pflicht, vor allem das Wohl und den Bestand der EU zu wahren, das heißt: zunächst auf die Europäer und deren Belange zu achten, einen Konsens mit seinen Partnern zu finden und daraus eine Politik zu schmieden, die immer aus einem Kompromiss bestehen wird. Gegenwärtig glaubt Angela Merkel offenbar im Ernst, ihren Willen durchfechten zu können. Sie lässt außer Acht, dass die Bundesrepublik auf europäischer Ebene nie erfolgreich war, wenn sie glaubte, den Zuchtmeister geben zu müssen. Deutschland ist zu groß, um überhört zu werden, aber zu klein, um Vormacht zu sein. Es wird Zeit, diesem Grundsatz wieder zu folgen.“