VW-Skandal: EU-Kommission soll davon gewusst haben

Die EU-Kommission erhebt streng den Zeigefinger: Wirtschaftskommissar Moscovici hat VW dazu aufgefordert, den Skandal um manipulierte Abgaswerte bei Diesel-Fahrzeugen umfassend aufzuklären. Es geht um Glaubwürdigkeit, sagte er in einem Zeitungsinterview. Aber wie glaubwürdig ist die EU selbst in dieser Geschichte? Es gibt da Zweifler, Urte Modlich berichtet:

Nahaufnahme eines Anschnallgurtes im Auto.

Die Amis haben’s aufgedeckt: Volkwagen hat mit Hilfe einer speziellen Software Abgaswerte von Diesel-Autos so manipuliert, dass sie für den Markt passten. Aber: Nicht nur in den USA war dieser Betrugsverdacht schon im Vorfeld bekannt, sondern auch die EU-Kommission wusste davon. Das sagt Greg Archer von der Organisation Transport and Environment im Euranet Plus-Interview:

„Sie wussten also etwa 18 Monate zuvor von diesen verdächtigen Testergebnissen. Der Unterschied ist nur, dass in den USA nachgeforscht und der Betrug aufgedeckt wurde. Hier in Europa hingegen wurde mit den Ergebnissen nichts gemacht.“

Neue Tests sollen in Zukunft für realistische Messergebnisse sorgen. Die hätten schon viel früher eingesetzt werden können, beschwert sich der Grünen-Europaabgeordnete Bas Eickhout. Denn bereits 2007 sei die Kommission damit beauftragt worden, solche Tests zu liefern. Dass aber nichts kam, liege an den engen Kontakten zwischen der Automobilindustrie, den EU-Staaten und den Lobbyisten in Brüssel:

„Warum dauert das so lange? Es ist doch wohl offensichtlich, dass die Auto-Industrie versucht, Dinge zu verschieben und zu verzögern, übrigens auch einige Mitgliedstaaten. Denn die Länder mit einer starken Auto-Industrie haben kein großes Interesse daran, solche neuen Tests voranzubringen. Es fehlt also der Druck dahinter.“

Neue Tests allein allerdings lösen nicht das Problem, sagen sowohl Archer als auch Eickhout. Sie fordern deshalb unabhängige EU-Kontrollen. Doch bisher würde in diese Richtung nichts passieren.