Flüchtlinge auf Kos: Timmermans sieht historische Herausforderung

Auf den griechischen Inseln Lesbos und Kos, wo Tausende Migranten auf ihre Abreise warten, ist es zu Rangeleien und Schlägereien gekommen. Der stellvertretende EU-Kommissionspräsident Frans Timmermanns hat gestern und heute Kos besucht und am Mittag auf einer Pressekonferenz einen Appell an Europa gerichtet. Die Einzelheiten dazu hat Holger Winkelmann:

Frans TimmermansEuropean Union, Photographer: Jacquemart-Jennifer

Frans Timmermans ist ein Mann der klaren Worte. Zwei Tage hat er sich mit Dimitris Avramopoulos, dem EU-Kommissar für Migration auf der griechischen Ferieninsel aufgehalten. Was er dort gesehen hat, hat ihn beeindruckt. Sein Fazit:

„Kos darf nicht alleine gelassen werden mit diesem Problem. Es ist eine globale Herausforderung das europäische Lösungen braucht und europäische Solidarität benötigt. Meine Damen und Herren, wir erleben einen Moment der Wahrheit in der europäischen Geschichte“

Er appelliert darum, wie schon viele EU-Politiker vor ihm, an die Solidarität der EU

„Wir können gemeinsam gewinnen, oder wir können – jeder einzeln in dem eigenen Land oder auf der eigenen Insel – scheitern.“

Er sagt aber auch: Jeden aufnehmen, das geht auch nicht.

„Ein Europa ohne Grenzen kann in der Zukunft unter den jetzigen Bedingungen nicht überleben. Unsere Gesellschaft ist auf den Prinzipien einer organisierten Solidarität aufgebaut. Aber Europa kann auch nicht überleben, wenn wir unseren Verpflichtungen nicht nachkommen und unsere Werte verlassen. Menschen haben das Recht, beschützt zu werden, wenn sie vor dem Krieg fliehen. Und das ist die Balance, die Europa hinbekommen muss – jetzt.“

Konkrete Maßnahmen um Griechenland, und vor allem den griechischen Inseln zu helfen, sollen jetzt greifen. So soll zum Beispiel die Arbeit an so genannten „Hotspots“ intensiviert werden. Das heißt, dort wo die Flüchtlinge ankommen, sollen sie sofort registriert und dann weitergeleitet, oder auch zurückgeschickt werden. Reichen wird das wohl nicht. Das Ringen um eine europäische Solidarität wird weitergehen müssen.