Freibad: Die EU schwimmt mit

Diese Meldung schlug vor zwei Jahren große Wellen: Sprungtürme im Freibad dürfen nur noch Richtung Norden ausgerichtet sein – wegen Blendegefahr für die Springer. Am Ende war die angebliche EU-Richtlinie eine Sommerloch-Ente… Aber trotzdem: an vielen Stellen regelt die EU schon sehr streng, was in Freibädern erlaubt ist und welche Normen gelten.

Bild eines Jungen, der bei strahlend blauem Himmel kopfüber in das Becken eines Freibades springt.

„Europa ist in der Rutsche, Europa ist überall“, lacht Hans-Werner Bruns, er ist für die Bäder in Bielefeld verantwortlich. Eine der ganz wichtigen Aufgaben: EU-Normen kennen. Das sind zwar nicht so viele, wie sie zum Beispiel für Badeseen gelten – aber auch im Freibad schwimmt Brüssel mit, erklärt er: „Was zum Beispiel sehr streng geregelt ist über europäische Normen, ist das Betreiben von Spielgeräten – dazu zählen auch Wasserspielgeräte. Das heißt: wie muss die Anlage angelegt sein? Es darf keine hervorstehenden Schrauben. Wie groß darf die Anlage sein, Abstände zum Boden, zur Plattform. Selbst Rutschen und Sprungtürme unterliegen dieser EU-Norm, da ist genau beschrieben, wie tief das Becken sein muss.“

Früher durfte zwischen Rutschen-Ende und Wasseroberfläche eine Lücke sein, mittlerweile muss beides fließend in einander übergehen. Die Verletzungsgefahr war den europäischen Ordnungshütern zu groß. Und auch im Verborgenen reguliert die EU mit – genau wie beim gut sichtbaren, erklärt Bruns: „So ein Bad besteht ja zum großen Teil aus Technik. Es gibt sehr viele Pumpen, große Pumpen-Einheiten – da gibt es diverse EU-Normen zur Gestaltung und zum Material. Was auch eine Norm ist: Piktogramme, was sehr schwer ist, denn ein Japaner versteht ein Piktogramm ganz anders als ein Mitteleuropäer, also versucht man da europäische und internationale Normen herbeizuführen…“ Normen überall – auch beim Beckenbau. Aber Achtung – hier hat Brüssel mal nix zu melden, sagt Bruns: „Für den Bau des Beckens selbst gibt es sogenannte KOK-Richtlinien, das sind deutsche Richtlinien.“ Nach so viel Regelkunde erstmal eine ordentliche Freibad-Pommes mit Mayo – übrigens ganz ohne europäischen Beigeschmack: „Ich glaub, die dürfen so geformt sein, wie sie wollen – Hauptsache, es schemckt!“