So sieht ein deutscher Grieche die Krise in der Heimat

Wenn es in den Medien um Griechenland geht, steht vor allem eins im Vordergrund: Geld. Und Sparmaßnahmen. Und Kredite. Nur selten aber kommen die Menschen selbst zu Wort, die von Rentenkürzungen oder Mehrwertsteuererhöhungen betroffen sind. Der Bielefelder Leonidas Theofilopoulos hat viele Freunde und Verwandte in Griechenland – für ihn ist der mögliche neue Hilfskredit mit seinen strengen Auflagen der falsche Weg.

Mehrere Euro-Scheine liegen auf einem Blatt mit einer Kalkulation.

Ja, er fühle sich noch als Europäer, sagt der gebürtige Grieche. Doch was die Schuldenpolitik in seiner Heimat angehe, sei die EU komplett auf dem falschen Weg, so Theofilopoulos: „Ich bin sehr enttäuscht von den ganzen Europäern, weil es letztendlich sehr hart ist für Griechenland und das ist keine Lösung, finde ich. Natürlich müssen Reformen her, aber nicht in dieser Art und Weise. Das ist für mich etwas wie ein Angriff auf die politische Situation in Griechenland.“ Athen habe seine politische Unabhängigkeit verloren, das Land hänge am europäischen Tropf und lasse sich so erpressen. Bei der ständigen Diskussion über neue Kredite gegen harte Sparvorgaben werde der soziale Zusammenhalt in Europa völlig vergessen. Die EU müsse vielmehr beim Aufbau neuer Strukturen in Griechenland helfen, findet der gebürtige Grieche: „Natürlich heißt es immer Geld, Geld, Geld. Aber es ist nicht alles Geld. Ich finde, dass die Europäer, wenn sie wollen, dass Griechenland in Europa bleibt – oder umgekehrt das gleiche, wenn die Griechen in Europa bleiben wollen – dann müssen sie etwas tun, dann müssen sie zusammenhalten. Und was die Europäer im Moment für die Griechen tun, ist kein Zusammenhalt – was die Griechen für die Europäer tun, aber auch nicht, ich bin da auf beiden Seiten sehr kritisch. Es muss viel mehr passieren! Und das Problem ist nicht nur das Geld, Griechenland hat für mich ein Sozialproblem.“

Und so kann sich der Bielefelder mit griechischen Wurzeln auch nur schwer vorstellen, dass das Parlament in Athen dem neuen Hilfspaket zustimmt. Die bisherige Griechenland-Politik sei falsch gewesen, das müssten sich die Euro-Politiker endlich eingestehen, fordert Leonidas Theofilopoulos. Verwandte und Freunde lebten schon seit Jahren am Existenz-Minimum – dass sich durch das mögliche dritte Hilfs-Paket daran etwas ändern könnte, ist für ihn und seine Kontakte in der Heimat unvorstellbar.