„U Talking to Me?“ mit Günther Oettinger

Gleich für eine doppelte Ration „Euranet Plus“ hat sich der deutsche EU-Digital-Kommissar Günther Oettinger Zeit genommen. Zwei Interviews in zwei Sprachen hat der Politiker im Europa-Parlament in Straßburg absolviert und mit uns über Roaming, Netzneutralität und Industrie 4.0 gesprochen.

Profilaufnahme von Günther Oettinger vor dem Logo der Talksendung "U Talking to Me?"

„Durchbruch auf dem Weg zum digitalen Binnenmarkt“

Unsere Kollegin Daniéle Weber übernahm den ersten Teil des Interviews in englischer Sprache. Wichtigstes Thema: die Roaming-Gebühren. Die werden im Juni 2017 nach einem Jahr Diskussion in der Kommission abgeschafft, sagte Kommissar Günther Oettinger in unserem Interview: „Dies ist ein Durchbruch auf dem Weg zu einem digitalen Binnenmarkt“, kommentierte er das Ergebnis. Die Angst einiger Verbraucher, dass die Telekommunikationsunternehmen ihre Preise nach dem Ende der Roaming-Gebühren anheben könnten, teilte er nicht: „Wir werden die Marktentwicklungen überprüfen und wenn nötig handeln“, so Oettinger.

Außerdem sprach der EU-Kommissar mit uns über Netzneutralität. Die sei „nicht tot“, so Oettinger, der ausgewogene Vorschlag hätte sonst nie eine Mehrheit im Parlament oder im Rat bekommen: „Was wir vorgeschlagen haben, ist ein technologischer Standard für ein offenes Internet ohne Diskriminierung, eine höhere Qualität und eine höhere Geschwindigkeit für neue Technologien in den Bereichen Mobilität, E-Haus und so weiter.“

Der englischsprachige Teil zum Thema Roaming und Netzneutralität:

„Ein Dorf ohne Internet ist ein sterbendes Dorf“

Die Chefin der deutschen Euranet Plus-Redaktion, Claudia Knoppke, fühlte dem EU-Politiker im zweiten, deutschsprachigen Teil unseres Interviews auf den Zahn. Unterstützt wurde sie dabei unter anderem durch Ralf Weinbrecher von der Firma AGFEO Telekommunikation – schließlich ging es im Gespräch um das Thema Industrie 4.0.

Um den Anschluss an die „Big Player“ in der digitalen Welt, wie die USA, Südkorea oder China, nicht zu verlieren, müsse man investieren und auszubilden, sagte Oettinger: „Wir müssen in die Infrastruktur und in die Köpfe investieren. Das ist das wichtigste.“ Die digitale Infrastruktur ist für den EU-Kommissar wichtiger als die Verkehrsinfrastruktur – oder: neue Datenautobahnen sind mittlerweile wichtiger als neue Straßen.

Industrie 4.0 – das heißt, darüber nachzudenken, was getan werden muss, um die Räder in einer modernen Art und Weise am Laufen zu halten – und zwar an verschiedenen Orten. In Schulen, im Gesundheitswesen, im Bereich Mobilität und im öffentlichen Leben. In Deutschland zum Beispiel haben viele kleinere Dörfer noch immer keinen Anschluss an ein schnelles und datenstarkes Internet. Was das beudeten kann, ist dem EU Kommissar Oettinger klar: „Ein Dorf ohne Internet ist eine sterbendes Dorf.“

Eine bessere Vernetzung ist für Europa wichtig, sagte Oettinger – und die EU will diese Entwicklung mit Wissen und Geld unterstützen: „Wir haben einen funktionierenden Binnenmarkt für analoge Güter wie zum Beispiel Autos. Jetzt brauchen wir das gleiche für den digitalen Binnenmarkt.“

Der deutschsprachige Teil zum Thema Industrie 4.0:
https://www.youtube.com/watch?v=8vsdaXIRRYU