EU will europäische Jugendliche für eine Ausbildung nach Deutschland holen

„Mach erstmal was Sinnvolles, studieren kannst du später noch.“ Mit diesem Spruch wirbt die Handwerkskammer aktuell um Azubis. Hintergrund der Aktion: Fast 60 Prozent der Schüler eines typischen Jahresgangs machen mittlerweile Abi, die meisten wollen direkt im Anschluss studieren. Der dadurch entstehende Fachkräftemangel ist für das Handwerk zu einer Wachstumsbremse geworden.

Nahaufnahme eines dreifarbigen Zollstockes.

Die Auftragsbücher sind voll – die Postfächer für Bewerbungen bleiben aber meistens leer. Allein in der Region Ostwestfalen-Lippe ist die Zahl der Azubis im vergangenen Jahr um zwei Prozent gesunken. Gerade mal etwas mehr als 4.000 neue Azubis verteilen sich auf rund 21.000 Bertriebe. Ein Trend, der seit Jahren anhält. Im Vergleich zu den achtziger Jahren hat sich die Zahl der Bewerber sogar fast halbiert. Betroffen sind alle Branchen – vom Bäcker bis zum Dachdecker. Und dass, obwohl die Betriebe wegen guter Konjunkturlage perfekte Karriere- und Verdienstmöglichkeiten bieten…

Ein EU-Programm soll helfen – MobiProEU heißt das. Neben der EU-Kommission unterstützt Arbeitsministerin Andrea Nahles die Idee. Azubis sollen verstärkt aus dem EU-Ausland nach Deutschland kommen. Das funktioniert mit Geld und guten Argumenten. Vor allem in den EU-Krisenstaaten wie Spanien, Portugal oder Griechenland gibt es talentierte Jugendliche, die auf dem inländischen Arbeitsmarkt nichts finden. Hier in Deutschland haben Sie gute Chancen auf eine Ausbildung, mit Fördergeldern verdienen sie sicher 818 Euro im Monat – dazu kommen Gelder für Heimatbesuche. Seit 2013 läuft MobiProEU – das steht für „Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen aus Europa“. Immerhin fast 10.000 Anträge sind im ersten Jahr deutschlandweit eingegangen, die meisten Bewerber kommen aus Spanien. Durch europaweite Werbemaßnahmen soll die Nachfrage weiter angekurbelt werden – und so haben im Idealfall alle etwas davon. Jugendliche Europäer bekommen eine Ausbildung – und heimische Betriebe leiden nicht mehr so stark unter dem Fachkräftemangel. EU und Arbeitsministerium machen gemeinsame Sache, um Azubis aus ganz Europa nach Deutschland zu locken. Hierzulande ist das Interesse an Ausbildungen seit Jahren rückläufig. Ein großes Problem für viele Handwerksbetriebe, die volle Auftragsbücher haben und somit Karrierechancen bieten.