Endokrine Disruptoren – wie Umweltgifte krank machen können

So ein bisschen ist das Thema ja dann doch schon bei uns angekommen. Weichmacher in Plastikflaschen und Schnullern sind nicht gut für unsere Gesundheit. Aber haben Sie schon mal von diesen möglichen Folgen von Umweltgiften gehört: Verhaltensveränderungen, Missbildungen von Sexualorganen, Fettleibigkeit, Gehirnschädigungen… Die sogenannten Endokrinen Disruptoren, also Umweltgifte, die sich auf unseren Hormonhaushalt auswirken, werden nach Meinung vieler Wissenschaftler von der EU noch nicht ernst genug genommen. Zumindest tut sie zu wenig. Und das liegt an einem alt bekannten Problem, das auch in diesem Jahr dringend angegangen werden muss.

Nahaufnahme einer grünen Plastikflasche mit blauem Himmel im Hintergrund.

Dieses alt bekannte Problem heißt Lobbyismus. Und zwar in der Form, dass bei wichtigen Entscheidungen nicht mehr die Interessen des EU-Bürgers im Vordergrund stehen. Im konkreten Fall geht es darum, dass Wissenschaftler dringendst dazu raten, Endokrine Disruptoren, also Umweltgifte mit Auswirkungen auf das Hormonsystem, vom Markt zu nehmen. Doch dieser Schritt passiert einfach nicht. Andreas Gies vom Umweltbundesamt hat eine ganz klare Antwort darauf, wer dafür verantwortlich ist: „Wir wissen eigentlich ziemlich genau, dass es ein Sperrfeuer der Industrie gab. Ich denke, dass sich die Interessen der Industrie da durchgesetzt haben, jedenfalls durchgesetzt haben bei der Verzögerung.“

Die Industrie besteht aus etlichen Interessenvertretern. Denn Endokrine Disruptoren können überall stecken. In Lebensmitteln, in der Landwirtschaft, in Spielzeugen usw. Wenn die EU nun aber entscheidet, dass diese Umweltgifte verschwinden müssen, dann betrifft das unzählige Märkte und Branchen. Also werden Lobbyisten aktiv. Zum Beispiel, indem sie eine bedeutende und von der EU beauftragte Studie zu Endokrinen Disruptoren zerrissen haben, erklärt Gies: „Diese Studie war ein wissenschaftlicher Prozess der angesehensten Forscher auf diesem Gebiet, der mit sehr viel Akribie, mit sehr viel Sachkunde durchgeführt worden ist, der nochmal von anderen Wissenschaftlern begutachtet worden ist. Und wir haben heute auf diesem Gebiet eigentlich einen wissenschaftlichen Stand, den wir uns besser nicht wünschen können. Wir können sagen, dass wir Probleme mit den Umwelthormonen haben und dass wir Bürger vor diesen Stoffen schützen müssen!“ Zeit gewinnen, darum geht’s. Doch nach Meinung von Andreas Gies haben wir diese Zeit schon längst nicht mehr: „Jedes Jahr werden drei Millionen Kinder in der EU geboren und jedes Jahr sind drei Millionen Kinder der Gefahr ausgesetzt, dass ihre Entwicklung behindert wird oder ihre Entwicklung fehlverläuft wegen diesen Stoffen in der Umwelt.“